Sonntag, 26. Juni 2011

Herr Bödefeld hört gut zu

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Lieber würde ich ja schreiben "Herr Bödefeld hört gut", aber das wäre doch ein gewagter Euphemismus. Also er hört schon ganz gut, allerdings nur so lange meine Interessen nicht im Widerspruch zu seinen Interessen stehen. Wenn es zum Beispiel um Wasser geht, klappt Herr Bödefeld seine Ohren zu oder stellt sie wahlweise auf Durchzug, aber darum soll es hier auch gar nicht gehen, sondern um seine Lauscherqualitäten.

Wir leben ja nun schon fast zwei Jahre mit unserem vierbeinigen Mitbewohner zusammen und mittlerweile macht sich zum Teil sehr deutlich bemerkbar, wie sehr uns Bödi belauscht und in Folge dessen zur Tat schreitet.


Gespräche über Spazieren gehen, wandern, raus gehen, "Ich bin dann mal weg" sind nicht mehr möglich. Weder muss der Hund aktiv angesprochen werden, noch fällt sein Name, oft geht es auch gar nicht um die oben genannten Schlagwörter, aber sie fallen halt in Gesprächen.
In Nullkommanix ist der Hund aus dem Tiefschlaf erwacht und steht startklar vor der Tür.

Wir haben schon überlegt, nur noch auf Englisch über solche Dinge in Gegenwart des Hundes zu sprechen, aber das ist ja a) auch lächerlich und b) nach ein paar Wochen hätte er das doch auch raus.

Sein Lieblingsgeräusch ist das Zuklappen des Laptops, hatte ich doch bis vor wenigen Monaten im Job eben an einem solchen gearbeitet. Zuklappen bedeutet für Bödi = Feierabend, jetzt fahren wir nach Hause und unternehmen was schönes. Noch heute lässt ihn dieses Geräusch in Windeseile aus der letzten Wohnungsecke herbeieilen, um abzuchecken, was geht.

Nun ja, jetzt kann man ja sagen, er kennt uns ja auch schon lange und wenn wir fast rund um die Uhr zusammen sind, ist ja klar, dass der Hund solche Dinge ratzfatz lernt. Aber wie schnell unser Hund Geräusche und Worte im Alltag mit nachfolgenden Handlungen verknüpft hat mich im Urlaub doch schon überrascht.

Urlaubstag Nr. 1: Wir gehen auswärts Mittagessen, nachmittags während einer Wanderung kehren wir irgendwo auf ein Radler ein und abends sind wir wieder auswärts essen gegangen.
Bereits ab dem zweiten Urlaubstag ist Bödi aufgesprungen und in Richtung Restaurantausgang marschiert, wenn wir den Kellner darüber informiert haben, dass wir zahlen möchten.
Allerspätestens beim Klimpern mit Münzen stand der Hund parat.
Schlüsselreiz: Bezahlen + Geldbeutel = die Menschen wollen gehen --> gut, dann kann ich ja schon mal vorlaufen.

Das find ich ja noch ziemlich witzig, spätestens bei der Sichtung von Rehen wird ausgeprägtes Appetenzverhalten dann nervig. Einmal irgendwo einen jagdbaren Waldbewohner entdeckt, ist dieser Ort für Wochen kontaminiert und muss an der Leine durchschritten werden.

Watt is los? Ich kann dich nicht verstehen?

Um zum Schluss doch noch mal auf das Wasser zurück zu kommen:

Letzten Dienstag in der Hundegruppe: Wir apportieren im Lindlarer Park, den ein kleiner Fluss / Bach durchfließt. Bödi apportiert mit viel Elan und Freude seinen Futterbeutel, bevor er zu mir zurück kehrt, bemerkt er aber den Fluß hinter ihm. Ich erinnere ihn nachdrücklich an seine Rückkehr zu mir, aber es ist bereits zwecklos. Mit der Aussicht auf das kühle Nass schmeißt er sich samt Futterbeutel die Böschung hinab und in die Fluten. Natürlich tankt er dabei auf, geht schlecht mit Beutel im Maul, der Futterbeutel treibt also den Fluß hinab.
Nach viel Bitten und Betteln kommt er großmütig aus dem Bach heraus und wir laufen zusammen den Fluss entlang, bis wir den Beutel eingeholt haben. Ich schicke Bödi wieder auf den Beutel, er wirkt auch zuerst noch recht engagiert und dann erneut die Erkenntnis: hurra, Wasser. Wieder legt er sich platsch rein, säuft und der Beutel schwimmt abermals von dannen....
Gott sei Dank hatten wir einen Labrador dabei, auf die ist Verlass!

Eine richtig peinliche Schote haben wir vor mehreren Wochen erlebt. Zusammen mit dem angeleinten Hund spazieren wir durch eine Ortschaft hier in der Gegend. Ich weiß nicht, ob Bödis Herrchen einen partiellen Schwächeanfall erlitten hat, aber just in dem Augenblick kurz bevor ein stattlicher Perserkater unseren Weg kreuzt, rutscht Thorsten die Leine aus der Hand.
Bödi ist völlig begeistert ob des dicken Katers Jerry und verfolgt ihn in den Heimatgarten der Katze. Als wir dem Gespann durch die offene Gartenpforte folgen, erleben wir noch mit, wie die Katze den Spieß umdreht und Bödi verkloppen will. Der verliert dementsprechend schnell das Interesse an der Kratzbürste und entdeckt den Gartenteich der Katzenbesitzer.
Dann folgte der mir bisher allerpeinlichste Moment meiner Karriere als Hundebesitzerin.

Bödi latscht nicht nur einfach in den Teich rein, nein, er nimmt Anlauf, springt min. 1,5 Meter hoch und schmeißt sich mit solch einer Inbrunst und Urgewalt in diesen blöden Gartenteich, dass dessen Besitzer der Ohnmacht nahe waren.

Dieser Anblick hat sich auf meine Netzhaut eingebrannt und im Nachhinein kann ich mich immer noch über dieses Bild kaputt lachen. An diesem Abend allerdings habe ich nur noch gehofft, dass sich ein riesiges Loch auftut und mich verschluckt.

Katzen- und Gartenteichbesitzer waren aber mehr als nett und konnten darüber lachen. Peinlich ist es dennoch. Naja, wärre ja auch langweilig, so ganz ohne Erziehungsbaustellen.

Ich hör nix, ich hab zu viele Haare auf den Ohren.


Sie können also in den nächsten Monaten hier auf dieser Welle meinen Kampf gegen das flüssige Element mitverfolgen.

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11 Kommentare:

  1. Wir lachen uns hier grade krum, das Bild hätten wir gern gesehen. Die Joy ist auch ein Wassersprzialist, aber immer 'gesittet' - Frau Königin springt nicht in Gewässer, sie schreitet... Was nicht heißt, das sie immer davon abzubringen wäre.
    Ein großes Kompliment an Euch, euer Blog ist spitze und auch wenn ich nicht oft kommentiere, so 'verfolge' ich euch heimlich ;-))
    Danke!
    LG Siggi und Joy

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  2. Da habe ich heute Abend noch lange was zu lachen. Allein die Vorstellung: "mit Anlauf in den Gartenteich"! Da schließ ich mich der Joy an, das hätte ich gern gesehen!
    Aber du bist halt ein Genie mit Vorliebe für Wasser und Rehe und Katzen und....
    Lg, Enya

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  3. Und ich wäre bei den Zuschauern dann gerne die Dritte im Bunde gewesen. Ich lach mich schlapp. Aber entweder ist man ein Charakterhund mit Ecken und Kanten und auch Baustellen oder ein Langweiler.
    Auch unsere Bande versteht hier fast jedes Wort und manche Worte werden buhstabiert, aber niemals zusammenhängend ausgesprochen, und ähnlich wie bei Euch ist der Abmeldegong von Windows ein Aufbruchsignal.
    Wie heit es so schön:
    Wir lieben unseren Hund, nicht weil er ist, wie er ist, sondern obwohl er ist, wie er ist.
    Habt einen wunderschönen Sonntagabend
    GlG Bernstein

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  4. Oh wie herrlich - noch jemand bei dem Wasser sofortige Taubheit bewirkt! Den Hechtsprung in den Gartenteich hätte ich auch zu gern gesehen, gerade weil ich es unseren zwei Banditen auch durchaus zutraue. (Wehe der Zaun zum Nachbarn gibt mal nach, dann weiß ich, wo meine Jungs baden gehen... oh..oh). "Zauberworte" gibt's hier auch zuhauf, es reicht aber auch schon zu passender Zeit ein Gang Richtung Garderobe.
    So sind sie und so lieben wir sie, unsere Pelzer :-D
    LG, fröhliche Woche, Hanne

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  5. Wir kringeln uns hier grad vor Lachen. Der Bauchklatscher in den Gartenteich und die verdutzten Gesichter der Menschen. Übrigens reagieren wir auch auf viele Handlungen von Frauchen. Das lernen wir ganz schnell. Allerdings lässt in gewissen Alltagssituationen unser Gehör ganz schnell nach. Sonst würde es Frauchen ja auch langweilig werden.
    Liebe wauzis von Emma und Lotte

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  6. Ich habe mich köstlich amüsiert über den kleinen Racker.
    Der Badeteichfetischist.
    der Roki

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  7. Ich war übrigens zur Zuchzulassung in Gotha. Herr Bödefeld ist ein ausgesprochen hübsches Exemplar.
    der Roki

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  8. Hm, Herr Bödefeld war aber nicht in Gotha, glaubst Du ihn gesehen zu haben oder meinst Du im Vergleich zu anderen Briards?
    Wir hatten kurz mal mit der Idee Zuchtzulassung gespielt, aber vom Charakter her würde ich ihn mir als Zuchtrüden souveräner und weniger hektisch wünschen, deshalb lassen wir das :)
    LG Desiree & Herr Bödefeld

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  9. Kreisch! Das mit dem Gartenteich ist ja der Oberbrüller!!!
    Meine letzte Briardhündin war auch so wasserverückt und hat auch so manchen Teich von Freunden erkundet... und klein Emilkind stand mal bei meinen Eltern tropfend im Wohnzimmer auf dem Parket, nachdem er den Teich mit Bachlauf gefunden hatte.
    Emils Zeichen zum aufspringen ist außerdem das leise Klick der Festplatte vor dem endgültigen Abschalten. ;-)
    Ich kann wirklich ALLES bestätigen, auch das mit den Worten in Unterhaltungen. Wir sprechen nicht englisch, sondern buchstabieren die entscheidenden Worte. :-)

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  10. Ich hinke zwar etwas her im Bloglesen, lache mich aber auch gerade schlapp über Bödi im Teich. Ein Bild für Götter, denke ich.

    Den Rest mit feinen Anzeichen kenne ich auch. Darin ist Angus auch ein Spezialist. TV aus, Türe vom Schrank zu und schon steht der Hund vor der Türe in den Garten um sein Nachtgeschäft zu machen (egal ob er 5 Minuten vorher schon war - grrrr).
    Der Satzanfang "Ich geh....." (und wenn es auf die Toillete ist) heißt, juhu, es geht nach draußen.
    Tja, dumm sind sie nicht unsere Vierbeiner - es sei denn, sie wollen es ;-)))

    Liebe Grüße
    Manou

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  11. Bei uns reicht schon das Wörtchen "So..", dass meine beiden aus dem Tiefschlaf erwachen und wie eine Sprungfeder neben mir stehen.
    Ein ähnliches Badeerlebnis hatte ich mit Jacques:
    Auf einem Spaziergang nahe eines beschaulichen Fischteiches sprang er mit einer wahren Arschbombe in den Fischtümpel, direkt neben den Blinker eines dort vor sich hin meditierenden Anglers. Hätte er: Achtung ich komme! schreien können - ich schwöre, er hätte es getan....

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